Wenn etwas zu gut abläuft, dann muss eigentlich immer ein Problem aufkommen. Jedenfalls besagt dies eine Redewendung im Deutschen. Dies trifft in vielen Fällen auch zu und hat somit die Bevölkerung in Deutschland geprägt. Deutsche glauben viele Dinge erst, wenn sie es wirklich Schwarz auf Weiß sehen oder es vor ihnen steht. Es gibt kaum ein anderes Volk, das den Deutschen in dieser Eigenschaft ähnelt.

Komplikationen, Probleme und Fehler

Doch woher kommt diese Einstellung eigentlich? Wenn die Bevölkerung von Deutschland betrachtet wird, fällt schnell auf, dass Deutsche sehr detailliert sind und Sicherheit immer an erster Stelle kommt. Deshalb zählt Deutschland auch als Land der Versicherungen, denn es gibt nirgends anders so viele wie in Deutschland. Hinzu kommt, dass in Deutschland alles mit Formularen und Dokumenten geregelt wird. Wenn das Dokumentenmanagement eines Unternehmens nicht stimmt, kann dies sehr schnell zu Problemen für das Unternehmen führen, da Finanzämter und Arbeitnehmer alle Dokumente benötigen. Wenn eins fehlt, kann dies direkt zu immensen Konsequenzen führen.

Kaum ein anderes Land arbeitet auch so sehr mit Mindestlaufzeiten oder Verträgen wie Deutschland. Egal, was abgeschlossen wird, es besteht fast immer eine Laufzeit für den Vertrag, der unbedingt eingehalten werden muss. Mobilfunkverträge beispielsweise können ohne sehr speziellen Grund nicht gekündigt werden und laufen fast immer 24 Monate. In vielen anderen Ländern kann ein Vertrag am ersten Tag im Monat abgeschlossen und am ersten Tag des nächsten Monats wieder gekündigt werden.

Solche Verträge und Mindestlaufzeiten sorgen ebenfalls für Sicherheit und dienen dazu, dass Fehler, Komplikationen oder Probleme vermieden werden. Die Menschen wollen sichergehen, dass so etwas nicht aufkommt und dies zeigt deshalb ebenfalls auf, dass Deutsche detailliert sind. Wenn im Vertrag steht, dass nicht gekündigt werden kann, außer wenn die Person verstirbt, dann kann einfach nicht gekündigt werden. Das Detail bestimmt die Aussage und führt zur Sicherheit.

Wenn Probleme doch entstehen

In Deutschland wird also sichergestellt, dass Probleme und Fehler nur noch in seltensten Fällen entstehen können. Das Problem hierbei ist aber, dass wenn diese Fehler doch einmal entstehen, die Lösung dieser Fehler meist sehr lange dauert. Beispielsweise tritt dies gehäuft bei Studentenwerken auf. Studentenwerke besitzen meist zu wenige Mitarbeiter für die Vielzahl an Studenten und die Bearbeitung der BAföG-Anträge ist meist sehr langwierig und mühsam. Formulare müssen sehr detailliert ausgefüllt werden und oftmals sind die Formulierungen unverständlich, sodass es häufig zu Fragen von Antragstellern kommt. Wenn dann einmal ein Fehler beim Ausfüllen entsteht, benötigt das Studentenwerk mehrere Wochen, bis es zu einer Rückmeldung ihrerseits kommt. Dann muss die antragstellende Person den Fehler beheben, wieder antworten und der Prozess für die Bearbeitung des Antrags verlängert sich wieder um einiges. Ein kleiner Fehler kann bedeutet, dass der Antrag drei Monate oder sogar noch länger bis zur vollständigen Bearbeitung benötigt.

Noch schlimmer ist es, wenn das Studentenwerk einen Fehler begeht und Formulare aus Versehen verlegt. Bei der Menge an Anfragen und Antragstellungen kann es schnell dazu kommen, dass etwas in den Akten verschwindet. Wenn dies bei einer Person der Fall ist, dauert es meist mehrere Monate, bis eine Antwort kommt, weil das Studentenwerk dann erst versucht, den Fehler zu finden, damit dies nicht mehr in der Zukunft passiert. Die antragstellende Person wird dann erst einmal ignoriert und der Fehler wird vom Amt gesucht. Entweder wird dann der Fehler gefunden und die Person wird kontaktiert oder der Fehler wird nicht gefunden und das Amt benötigt mehrere Monate, bis es die Fehlerbehebung aufgibt.

All das führt zu deutlichen Verzögerungen, die ein gewaltiges Problem in Deutschland sind. Auf der einen Seite ist es zwar gut, dass in Deutschland Sicherheit, Ordnung und Detail an erster Stelle steht, aber der gesamte Prozess dauert meist viel zu lange. Ärzte und Arztpraxen klagen ebenfalls über die Ausführlichkeit, in der sie Dinge erledigen müssen. Auf der einen Seite möchten Patienten eine detaillierte Diagnose bekommen, aber auf der anderen Seite herrscht Ärztemangel und die Ärzte haben einfach nicht genügend Zeit, um sich um die einzelnen Patienten zu kümmern. Fast alle Krankenhäuser in Deutschland verfügen über zu wenige Ärzte und zu viele Patienten. Bis ein Entlassungsbrief geschrieben werden kann, kann es mehrere Wochen dauern, weil einfach die Zeit dafür fehlt.